Die Gründerväter und ihr Auftrag
Zu den Gründervätern zählt Ludwig Erhard. Der Aufruf an die deutsche Öffentlichkeit vom 1. November 1947 enthält die Namen vieler Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte, unter ihnen Theodor Heuss, Günther Henle, Richard Merton, Volkmar Muthesius, Rudolf Petersen, Robert Pferdmenges und Franz Reuter. Gegründet wurde die Gesellschaft in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, deren damaliger Präsident Alfred Petersen zugleich eines der Vorstandsmitglieder war. Die deutschen Industrie- und Handelskammern haben großen Anteil an der Gründung.
Der Auftrag damals
Die WIPOG sollte ein Instrument der wissenschaftlich fundierten Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit für eine sozial gestaltete Marktwirtschaft, für liberalen Welthandel, für Förderung von Wissenschaft und Kultur sein. Dieser Auftrag gilt unverändert.
Neue Weichenstellung für die 90er Jahre
Mitte des Jahres 1988 wurden die Weichen für die WIPOG neu gestellt, um die Aufgaben der 90er Jahre erfüllen zu können. Seitdem läuft die Arbeit ehrenamtlich, es gibt keine besoldeten Kräfte mehr in der Geschäftsstelle. Die Kosten wurden hierdurch drastisch verringert und zugleich wurde für neuen Schwung gesorgt.
Die neue inhaltliche Konzeption steht in der alten Tradition: Themen aufgreifen und öffentlich darstellen, die gar nicht, zu wenig oder einseitig und kaum sachbezogen behandelt werden. Das gilt auch für den Bereich wissenschaftlicher Untersuchungen.
Das Anliegen der WIPOG ist unverändert die Erhaltung und Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft, des freien Rechtsstaates und der demokratischen Gesellschaft. Ihr geht es vor allem um die gesellschaftlich relevanten Fragen, wobei sie auch die Wirkungszusammenhänge gesellschaftlicher Prozesse und deren Auswirkungen auf die Ökologie deutlich machen will.
Ferner will die WIPOG zur Entwicklung aller geistig-moralischen Kräfte des Individuums und der Gesellschaft beitragen. Sie möchte mithelfen, die auseinanderstrebenden Kräfte der Gesellschaft wieder zusammmenzu führen.
Das besondere Interesse der WIPOG gilt dem Verhältnis von Individuum und Staat.
Die Formen der WIPOG-Arbeit
Dies sind:
Dr. Harti Schwarz, Geschäftsführender Vorsitzender der WIPOG, 1992
Am 1. November 1947 wurde die "Grundsatzerklärung der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 e.V." in Frankfurt am Main unter anderem von Ludwig Erhard, Alfred Petersen, dem Präsidenten der IHK Frankfurt und Kurt Blaum, dem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt unterzeichnet.
Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte am 7. November 1947. Mit dieser Erklärung hatten die Gründungsväter auf dem Scheitelpunkt der Flut elementarster Probleme zwischen dem Zusammenbruch der Nazidiktatur und der Währungsreform ein mutiges liberales Glaubensbekenntnis abgelegt.
Otto Klepper war im Frühsommer 1947 aus Amerika nach Deutschland zurückgekehrt. Der letzte preußische Finanzminister, der die Unabhängigkeit Preußens gegenüber dem Reich vehement verteidigt hatte, war von den Nazis um die ganze Welt herum verfolgt worden. In wenigen Monaten wurde er einer der führenden Köpfe des Kreises wirtschaftspolitisch interessierter Unternehmer, aus dem dann die WIPOG hervorging. An der Formulierung der Grundsatzerklärung war er maßgeblich beteiligt.
Die Grundsatzerklärung ist ein bedeutendes historisches Dokument der unmittelbaren Nachkriegszeit. Es belegt mit eindrucksvoller Klarheit, wie die Verfasser vor dem Hintergrund der Zwänge der Kriegswirtschaft eine Abkehr von planwirtschaftlichem Denken und eine Hinwendung zum Konzept der Sozialen Marktwirtschaft fordern.
Der Wille zu einem demokratischen Neubeginn zeigt sich in der Forderung, "die in der Wirtschaft Tätigen (sollten) aus der Enge des Sachverständigentums und der bloßen Interessenvertretung herausgeführt und für eine staatsbürgerliche Mitarbeit an der Politik interessiert" werden.
In gewisser Weise formuliert die Erklärung die Grundüberzeugungen der 50er und 60er Jahre mit den Stichworten wie:
"Befreiung von bürokratischen Zwängen, freier Leistungswettbewerb, Hebung des Lebensstandards der breiten Massen durch die Steigerung der Produktion, Blick nach vorn, Pragmatismus statt Dogmatismus, Vernunft, Kompromiss, Sachbezogenheit, Wiedereinbindung Deutschlands in die Weltwirtschaft" u.v.a.m.
Hier liegen die Kraftquellen der staunenswerten Aufbauleistungen in den Jahren des sogenannten Wirtschaftswunders.
Auszug aus dem Grußwort des Geschäftsführenden Vorsitzenden der WIPOG Dr. Wolfgang Lindstaedt, anlässlich der 60 Jahrfeier der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 e.V. am 9. November 2007
in den Räumen der Industrie- und Handelskammer zu Frankfurt am Main